Sie lehnten sich sehr weit aus dem Fenster ...

DenkMal hält es für einen Straftatbestand, wer sich aus dem Fenster lehnte und sich danach nicht entschuldigt. Der Fall Ofarim lässt erkennen, mit welcher Hysterie in Deutschland mit dem Problem Rassismus umgegangen wird. Er zeigt deutlich auf, welche Blüten austreiben, wenn Antisemitismus dazu benutzt wird,

Kritik am Staat Israel zu delegitimieren. Dabei kann man schon mal aus dem Fenster fallen. 

Es gibt nur Verlierer:

  1. der Lügner
  2. der oder die Hotelangestellte(n)
  3. die Gerechtigkeit
  4. die Juden Deutschlands
  5. das Hotel

Verlierer 1 ist der Musiker Gil Ofarim. Er verliert einen Prozess vor dem Amtsgericht. Es wird amtsgerichtlich dokumentiert, dass alles was er in einem Internet-Video bei Instagramm behauptet hat, gelogen war. Weltweit verbreitet wurde die Lüge im Internet, dass er beim Einchecken in einem angesehenen Hotel (4. Sterne) antisemitisch beleidigt wurde. Er sei nicht bedient worden und ein Angestellter habe ihn aufgefordert, den (Juden-) Stern, einen auf der Brust getragenen Anhänger, abzunehmen.
Ofarim erstattet seinerseits 2 mal Anzeige, nachdem der beschuldigte Hotelangestellte gegen ihn Strafanzeige erstattet hatte. 

Verlierer 2 ist der beschuldigte Hotelangestellte: ein Spießrutenlauf. Angst um seinen Arbeitsplatz - er wird von seinem Arbeitgeber erst einmal außer Dienst gestellt, nächtliche Schlaflosigkeit, Mobbing im Internet, spontan findet sich vor dem Hotel ein Demonstranten-Mob, der gegen Antisemitismus demonstriert. Ebenso betroffen von den Anschuldigungen war der Leiter des Hotels. Zu den Folgen der Anschuldigungen gegen die Hotelmitarbeiter zählen die enorme, psychische Belastung durch eine Morddrohung, Hetze in den (a)sozialen Netzwerken und in der Folge eine andauernde psychologische Behandlung und Wohnortwechsel mit unbekanntem Aufenthaltsort. 

Verlierer 3 ist das Prinzip der Gleichheit aller vor dem Gesetz. Der Richter verkündete die Einstellung des Verfahrens gegen ein Schuldeingeständnis, eine Entschuldigung,  eine Zahlung an die Jüdische Gemeinde zu Leipzig und an den Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz  und die Zahlung eines Schmerzensgeldes an den Hotelangestellten in nicht genannter Höhe.  Die Einstellung des Verfahrens löste Verwunderung aus, ging es doch um eine zwei Jahre andauernde Falschbehauptung (Betrug) mit falscher Versicherung an Eides statt. Auch erfolgte das Geständnis erst am 6. Prozesstag. 

Verlierer 4 sind deutsche Juden. Die Einstellung des Verfahrens statt einer Verurteilung, die juristisch zu erwarten war, legt den Verdacht nahe, dass der Beklagte durch sein jüdisches Bekenntnis vor Gericht bevorzugt wurde. Eine Steilvorlage für Deutschlands Antisemiten, die es ja doch gibt. Und die jüdische Gemeinde in Leipzig hätte besser die Annahme der Zahlung verweigert. Ihr ist kein Schaden entstanden. Einen Schaden hat erst Dr. Josef Schuster, der Vorsitzende des Zentralrats der deutschen Juden, produziert: von Ofarim verlangte sein Präsident "in jeder Hinsicht die Konsequenzen für seine Lüge". Für seine unberechtigte Vorverurteilung übernahm er keine Verantwortung. Eine Entschuldigung bei den Opfern der Verleumdung, an der Schuster schließlich durch Vorverurteilung beteiligt war, konnte im Internet keine gefunden werden. 

Verlierer 5 ist das Hotel Westin in Leipzig. Wenn vor einem Hotel Demonstranten auftauchen, die schwere Vorwürfe erheben, kommen keine Kunden. Wie hoch der Schaden zu beziffern ist, ist unklar. Dabei verhielt sich das Hotel professionell und vorbildlich. Es nahm den beschuldigten Angestellten durch eine Freistellung aus der Schusslinie und stellte eigene Ermittlungen an. Vorbildlich war auch die Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden. Nachdem Ofarims Behauptung begründet zweifelhaft war, konnte der Angestellte seinen Dienst wieder aufnehmen.

Nicht bestraft wurden die Antisemitismus-Deppen. Denn sie haben den Schaden geografisch auf deutschlandweites Niveau befördert. Dabei hätte man mit gesundem Menschenverstand es besser machen können. Rassistische Anfeindungen sind in deutschen Amtsstuben wahrscheinlicher als in einem professionell geführten 4-Sterne-Hotel. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde und der Leipziger Oberbürgermeister haben es vorgemacht: sie haben offenbar zuerst einmal den Hotelmanager kontaktiert und danach einfach die Ermittlungen abgewartet. Dafür musste sich der OB dann noch politisch rechtfertigen: Besonnenheit als Vorwurf.

An der Hatz beteiligt, aber straffrei blieben die, die sich weit aus dem Fenster lehnten. Nicht alle entschuldigten sich bei den Geschädigten:

  1. Heiko Maas, deutscher Außenminister,
  2. Josef Schuster, Präsident des Zentralrat der Juden in Deutschland, er vorverurteilte lautstark auf Twitter und forderte Konsequenzen vom Hotel (also für den Angestellten). 
  3. der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD),
  4. Justizministerin Katja Meier (Grüne), sie entschuldigte sich (lt. Wikipedia),
  5. die stellvertretende CDU-Vorsitzende Karin Prien, sie entschuldigte sich (lt. Wikipedia);
  6. die Publizistin Lea Rosch zog eine Verbindung zu "1933",
  7. die SPD-Politikerin Irene Rudolph-Kokot vom Bündnis „Leipzig nimmt Platz“ rechtfertigte ihr damaliges Verhalten offen: „Wir würden das immer wieder tun".
  8. Auch nicht entschuldigt haben sich mehrere Hundert Deppen, die am 5.10.2021  vor dem Hotel gegen Antisemitismus demonstriert haben.

 

Für diesen Artikel wurden die Informationen aus folgenden Medien verwendet:

  1. Bei t-online berichtet der Hotelmanager seine Version des Geschehens   
  2. Das überraschende Geständnis des G. Ofarim bei LTO (Legal Tribune Online)
  3. Eine Umfassende Beschreibung von Vorgang und Urteil bei Wikipedia
  4. Eine Chronologie des Vorgangs vom Video bis zum Urteil beim MDR (4.10.2021 - 28.11.2023)
  5. Stellungnahme des Zentralrats der Juden in Deutschland